Baufinanzierung für Grenzgänger: Das müssen Sie wissen!

Für deutsche Arbeitnehmer, die in der Schweiz arbeiten, ist es seit Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie schwieriger geworden, eine Baufinanzierung genehmigt zu bekommen. Manuela Weigel, Bereichsleiterin ImmobilienCenter bei der Volksbank Freiburg, erläutert im Interview, warum das so ist und gibt Tipps, welche Punkte Grenzgänger in Sachen Baufinanzierung unbedingt beachten sollten.

Prozentualer Anteil ausländischer Grenzgänger Kanton Basel-Stadt 2017 – ausgewählte Branchen Quelle: Statistische Amt Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt

Frau Weigel, warum hat sich die Volksbank Freiburg auf das Thema „Baufinanzierung für Grenzgänger“ spezialisiert?

Manuela Weigel: Das hat mit den regionalen Gegebenheiten hier zu tun und der vergleichsweise hohen Nachfrage. Einige unserer Kunden sind sogenannte Grenzgänger – sie wohnen in Deutschland und pendeln regelmäßig zum Arbeiten in die Schweiz. Insbesondere für diese Zielgruppe ist es seit Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie schwieriger geworden, eine Baufinanzierung genehmigt zu bekommen. Was unter anderem an der Fremdwährungskonstellation liegt, die besondere Informationspflichten mit sich bringt. Und um diesen Grenzgängern, die hier eine Immobilie erwerben möchten, ein kompetenter Ansprechpartner zu sein, haben wir uns auf das Thema Baufinanzierung für Grenzgänger spezialisiert.

Warum ist denn die Schweiz so attraktiv für Grenzgänger?

Manuela Weigel: Das liegt zum einen am unterschiedlichen Branchenmix in den Regionen Freiburg und Basel. Während im Freiburger Raum der Dienstleistungssektor eine überragende Rolle einnimmt und der Industriesektor kaum vertreten ist, sind in Basel zahlreiche interessante Unternehmen aus der Pharma- und Chemieindustrie angesiedelt. Das heißt für viele Menschen, dass sie sich allein schon branchenbedingt in diese Richtung orientieren müssen. Zum anderen ist die Konstellation aus den verhältnismäßig hohen Löhnen in der Schweiz kombiniert mit den vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten in Deutschland für viele attraktiv. Zumal auch die Zugverbindung Freiburg–Basel sehr komfortabel ist.

Welche besonderen Angebote hat die Volksbank Freiburg für Grenzgänger?

Manuela Weigel: Neben der Baufinanzierung für Grenzgänger bieten wir Krankenversicherungen sowie Angebote zur Altersvorsorge an, die speziell auf die Bedürfnisse von Arbeitnehmern, die in der Schweiz arbeiten und in Deutschland wohnen, abgestimmt sind. Darüber hinaus unterstützen wir bei ganz pragmatischen Themen wie der vierteljährlichen Steuervorauszahlung. Wie spare ich das an, damit es mich nicht alle drei Monate überrascht?

Und wir helfen unseren Kunden dabei das Wechselkursrisiko zu minimieren. Das kann gerade Grenzgänger, die eine Baufinanzierung abgeschlossen haben, ziemlich treffen. Denn es kann bedeuten, dass aufgrund von Schwankungen des Wechselkurses ein Grenzgänger plötzlich 10 bis 20 oder gar 30 Prozent weniger Gehalt in Euro erhält. Unter anderem deshalb bieten wir auch Finanzierungsmöglichkeiten in Schweizer Franken an, um so zumindest für die Kreditraten das Währungsrisiko auszuschließen.

Speziell für Personen mit einem Haupteinkommen in Schweizer Franken bietet die Volksbank Freiburg Immobilienfinanzierungen auch in Schweizer Franken an. Warum kann das sinnvoll sein?

Manuela Weigel: Die Beantwortung dieser Frage hängt eng damit zusammen, ob eine Person langfristig plant, in der Schweiz zu bleiben oder ob es sich nur um eine Phase handelt. Wenn Letzteres der Fall ist, macht es natürlich Sinn, sich das günstige Zinsniveau in Euro zu sichern. Für „gemischte Pärchen“, bei denen einer sein Gehalt in Euro erhält und einer in Schweizer Franken, – und die langfristig als Grenzgänger planen –, ist es natürlich perfekt. Dann kann der eine für die Lebenshaltung in Euro aufkommen, während der andere die Finanzierung in Schweizer Franken übernimmt. Hier werden Zins und Tilgung in Schweizer Franken erbracht. Hier findet kein Tausch der Währung statt, damit besteht auch kein Kursänderungsrisiko. Mein Kreditbetrag wird dann auch in Schweizer Franken ausgewiesen und nicht in Euro umgerechnet.
Darüber hinaus gibt es noch den Fall, dass ein Grenzgänger seine Immobilie in Schweizer Franken finanziert, diese aber nicht selbst nutzt, sondern vermietet. Für diese Vermietung erhält er dann eine Miete in Euro, die wiederrum als „Euro-Einkommen“ für die Lebenshaltung genutzt werden kann. Ebenfalls ohne Wechselkursrisiko.

Ist auch eine Aufteilung der Finanzierungssumme in Euro und Schweizer Franken möglich?

Manuela Weigel: Ja, es kommt auch immer mal wieder vor, dass sich Grenzgänger für eine Mischung entscheiden. Also die Hälfte in Euro zu nehmen, um sich dort sehr lange Zinssicherheiten zu sichern und die andere Hälfte in Schweizer Franken, um die Flexibilität zu sichern und das Wechselkursrisiko zu minimieren.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Kurzvita – Manuela Weigel

 

Manuela Weigel leitete von 2011 bis 2017 die Abteilung Wohnbaufinanzierung bei der Volksbank Freiburg und ist seit Anfang 2018 Bereichsleiterin ImmobilienCenter und Direktorin. Durch ihre langjährige Erfahrung kennt die überzeugte Regionalbankerin die Immobilienbranche in der Region Freiburg, Schwarzwald und Kaiserstuhl bestens. Eine Baufinanzierung passend zum Leben und den Wünschen ihrer Kunden zu ermöglichen, bezeichnet die 37-Jährige als Motor für den Erfolg ihres Teams. „Ich möchte ihnen mit Tipps und Tricks Orientierung geben, damit sie jede Chance nutzen, um sich ihre Immobilienträume zu erfüllen!“