Makler & Co.: „Profis einschalten lohnt beim Immobilienkauf“

Immer noch kommt es vor, dass Immobilienbesitzer den Verkauf ihres Hauses oder ihrer Eigentumswohnung komplett in Eigenregie abwickeln. „Das spart Geld“, denken viele – doch genau das Gegenteil ist der Fall! Denn häufig sind private Immobilienverkäufer in grundbuchrechtlichen Dingen nicht fit und können auch mit Dingen wie Altlasten- und Baulastenverzeichnis kaum etwas anfangen. Die Folge: Sie erzielen mit ihrer Immobilie nicht den optimalen Marktpreis. Manuela Weigel, Bereichsleiterin ImmobilienCenter bei der Volksbank Freiburg, erläutert im Interview, auf was Verkäufer achten sollten und warum sich die Einbindung eines Immobilien-Profis immer lohnt.

Frau Weigel, macht es aus Ihrer Sicht Sinn, derzeit eine Immobilie in Freiburg oder Umgebung zu verkaufen?

Manuela Weigel: Das hängt in der Regel davon ab, wie sich die persönliche Situation des Einzelnen darstellt. Grundsätzlich hat man ja immer auch die Möglichkeit eine Immobilie, die man nicht selbst nutzt, zu vermieten. Gründe, um ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu verkaufen, sind in der Regel folgende: Jemand möchte sich vergrößern, weil zum Beispiel Familienzuwachs kommt, jemand möchte eine kleinere Immobilie, zum Beispiel aus Altersgründen, oder jemand plant einen Umzug, weil sich die berufliche Situation verändert. Darüber hinaus erleben wir immer mal wieder den Fall, dass Menschen die Verantwortung, eine Immobilie finanzieren zu müssen, nicht mehr tragen möchten. Und zu guter Letzt stellen wir fest, dass Immobilienbesitzer aufgrund der aktuellen Marktlage einfach mal „Kasse machen“, also die Wertsteigerung der Immobilie in Liquidität umsetzen.

Wie sollten Menschen vorgehen, die ihre Immobilie verkaufen möchten?

Manuela Weigel: Mein Rat für Verkäufer: auf jeden Fall Profis einschalten! Wir erleben immer wieder, dass Verkäufer sich das Geld für den Makler sparen wollen – frei nach dem Motto: „Die Immobilie geht ja eh weg.“ Auf Käuferseite hingegen ist meist sehr viel Know-how vorhanden und neben Maklern und Beratern sind auch Architekten am Entscheidungsprozess beteiligt. In so einer Konstellation kommen alle Beteiligten – weil der Verkäufer ja auch sehr stark emotional an seiner Immobilie hängt – schnell in die Situation, dass es schwierig wird mit dem Verkauf.

Welche weiteren Gründe sprechen für eine professionelle Beratung?

Manuela Weigel: Da gibt es einige. Als erstes sollte sich ein Verkäufer den Marktpreis seiner Immobilie unbedingt von einem Profi ermitteln lassen. Zum anderen sollten rechtliche Themen wie Haftung seriös mit einem Experten besprochen und vorbereitet werden. Ich kenne wenige Kunden, die grundbuchrechtliche Dinge verstehen, geschweige denn mit Altlasten- und Baulastenverzeichnis etwas anfangen können. Auch der Punkt, wie gestalte ich einen korrekten Kaufvertrag beim Notar, zählt dazu.

Betreut die Volksbank Freiburg Verkäufer auch beim Gang zum Notar?

Manuela Weigel: In bestimmten Fällen, ja! Gibt es zum Beispiel bereits einen fixen Käufer, dann bieten wir einen Notarservice an. Das heißt, wir nehmen hier nicht mehr die volle Provision, um die Immobilie zu vermarkten, ein Exposé zu erstellen und sie zu bewerben etc. Sondern wir unterstützen den Verkäufer bei den Punkten, bei denen er unsicher ist. Unter anderem verifizieren wir noch einmal den Preis: Ist dieser gerechtfertigt oder verschenkt der Verkäufer hier Geld? Darüber hinaus bereiten wir im Hinblick auf rechtliche Themen gemeinsam mit dem Verkäufer den Notartermin vor.

Sind auch Auktionen eine Option, um als Verkäufer den bestmöglichen Preis zu bekommen?

Manuela Weigel: Auktionen, genauer gesagt sogenannte Bieterverfahren, sind immer mal wieder ein Thema. Es gibt mittlerweile Makler, die sich auf solche Verfahren spezialisiert haben. Grundsätzlich machen wir aber die Erfahrung, dass wenn wir einen fairen und guten Marktpreis ermittelt haben, dann ist das eine sehr gute Grundlage, um eine Immobilie in den Verkauf zu bringen. Wenn es mehrere Interessenten gibt, dann liegt es selbstverständlich im Verkäuferinteresse, auszuloten, bis zu welchem Preis potenzielle Käufer bereit sind, eine Immobilie zu erwerben.

Könnte man sagen, dass Bieterverfahren sich vor allem zum Verkauf von Spezial-Immobilien eignen?

Manuela Weigel: Genau, zum Beispiel für ein Bauernhaus, das auf einem nicht so gängigen Grundstück liegt. Hier könnte ein Bieterverfahren Sinn machen, da bei den Kauf-Interessenten eventuell persönliche Präferenzen vorliegen. Wenn jemand ein altes Bauernhaus toll findet, dann ist er möglicherweise dazu bereit, für diese Immobilie einen Preis zu bezahlen, der mit dem eigentlichen Sachwert nichts mehr zu tun hat. Bei der klassischen Eigentumswohnung macht das Verfahren eher keinen Sinn, da hier so transparente Vergleichswerte da sind, dass die Preise relativ fix umrissen werden können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Kurzvita – Manuela Weigel
Manuela Weigel leitete von 2011 bis 2017 die Abteilung Wohnbaufinanzierung bei der Volksbank Freiburg und ist seit Anfang 2018 Bereichsleiterin ImmobilienCenter und Direktorin. Durch ihre langjährige Erfahrung kennt die überzeugte Regionalbankerin die Immobilienbranche in der Region Freiburg, Schwarzwald und Kaiserstuhl bestens. Eine Baufinanzierung passend zum Leben und den Wünschen ihrer Kunden zu ermöglichen, bezeichnet die 37-Jährige als Motor für den Erfolg ihres Teams. „Ich möchte ihnen mit Tipps und Tricks Orientierung geben, damit sie jede Chance nutzen, um sich ihre Immobilienträume zu erfüllen!“

Interview Manuela Weigel Teil 1: Immobilienfinanzierung: Beratung wichtiger als Zinskonditionen
Interview Manuela Weigel Teil 2: Immobilienmarkt Freiburg: Wenn Attraktivität zum Problem wird
Interview Manuela Weigel Teil 3: Baufinanzierung für Grenzgänger: Das müssen Sie wissen!
Interview Manuela Weigel Teil 4: Makler & Co.: „Profis einschalten lohnt beim Immobilienverkauf“