Ganz schön teuer: Was Kinder wirklich kosten

Ob Paare ein Kind möchten, ist vor allem eine emotionale Frage. Aber es ist auch eine finanzielle. Schließlich kommen auf die zukünftigen Eltern – vom Kinderwagen fürs Baby bis zum Führerschein für den Teenager – jede Menge Ausgaben zu. Grund genug, sich mit der Frage zu beschäftigen, welche Kosten für Kinder so anfallen, bis sie auf eigenen Beinen stehen und was am meisten zu Buche schlägt.

Kinderwagen, Bettchen, Wickelkommode und altersgerechtes Spielzeug: Bereits bevor ein Baby auf der Welt ist, gibt es eine ganze Liste von Dingen, die es zu kaufen gilt. Besonders beim ersten Kind sind das spürbare Kosten. Und wächst das Kind, dann wachsen auch die Ausgaben: ob Kleidung, Nachhilfeunterricht in Mathe, Klassenfahrt in die Toskana, ein neues Smartphone oder der Break Dance-Kurs am Nachmittag. Eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung ist sicherlich fehl am Platz: Die überwältigende Erfahrung, ein Kind aufwachsen zu sehen, lässt sich mit keinem Geld der Welt aufwiegen. Der aktuelle Familienreport (2017) zeigt dann auch: Die wichtigste Voraussetzung, sich für Kinder zu entscheiden ist, dass sich beide Partner ein Kind wünschen (86 Prozent der Befragten). Aber immerhin zwei Drittel geben an, dass einer der beiden Partner in einer beruflich gesicherten Situation sein sollte und für 56 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass die finanzielle Situation insgesamt gut ist.

Was geben Eltern für ihre Kinder im Durchschnitt in Deutschland aus (2013)? 

Quelle: „Konsumausgaben von Familien für Kinder“ (2018) des Statistischen Bundesamtes

Grundlage für die Berechnungen ist die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013. Zu privaten Konsumausgaben zählen Ausgaben für Essen, Wohnen, Bekleidung, Gesundheit, Freizeit, Bildung, Kommunikation, Verkehr sowie Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen. Das Haushaltsnettoeinkommen errechnet sich, indem vom Haushaltsbruttoeinkommen (alle Einnahmen des Haushalts aus Erwerbstätigkeit, aus Vermögen, aus öffentlichen und nichtöffentlichen Transferzahlungen sowie aus Untervermietung) Einkommensteuer/Lohnsteuer, Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag sowie die Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung abgezogen werden.

Ein Einzelkind kostet mehr als 150.000 Euro

Es ist alles andere als einfach, die Ausgaben für ein Kind bis zur Volljährigkeit zu berechnen. Deshalb geht es in diesem Beitrag um eine Annäherung an die tatsächliche Höhe. Die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wie viel Geld Eltern im Durchschnitt für ihren Nachwuchs ausgeben, liegen für das Jahr 2013 vor. Demnach liegen die Ausgaben für ein Einzelkind, das 2013 geboren wurde, bis zu seinem 18. Geburtstag zwischen 150.000 und 165.000 Euro (siehe Tabelle oben).

Allerdings beruht diese Berechnung auf zwei Hypothesen: Das Ausgabeverhalten der Eltern verändert sich nicht und die Inflationsrate bleibt bei einem Prozent (Durchschnittswert im Zeitraum 2013 bis 2017). Außerdem sind die Kosten für Versicherungen und Vorsorge noch nicht enthalten; ebenso wenig die entgangenen Einkünfte dadurch, dass ein Elternteil zu Hause bleibt oder nur Teilzeit arbeitet. Paaren steht im Durchschnitt ein höheres Haushaltsnettoeinkommen zur Verfügung als Alleinerziehenden, daher geben sie absolut mehr Geld aus, prozentual aber deutlich weniger. Bei Geschwisterkindern sind Kinderwagen und Kleidung schon vorhanden und vielleicht teilen sie sich ein Zimmer – deshalb sind die Ausgaben pro Kind etwas niedriger. Die Gesamtausgaben für drei Kinder liegen im Durchschnitt trotzdem bei mehr als 420.000 Euro.

Wohnen mit Kindern in Freiburg: sehr teuer!

Auf der Kostenübersicht ganz oben steht das Thema Wohnen. Bei Paaren mit einem Kind entfallen darauf fast 23 Prozent der Ausgaben, bei Alleinerziehenden mit einem Kind sogar über 32 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Nahrungsmittel sowie Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Die Wohnungsnot in Großstädten wie Freiburg trifft dann auch vor allem Familien mit Kindern. Bauland ist – ebenso wie Wohnungen – knapp und teuer. Außerdem zählt Freiburg deutschlandweit zu den Städten mit den höchsten Nettokaltmieten.

Starke Unterschiede gibt es auch bei den Kita-Gebühren: Die Höhe der Beiträge und damit die finanzielle Belastung der Eltern hängt in hohem Maße vom Bundesland und der Kommune ab. Baden-Württemberg zählt außerdem zu den Schlusslichtern, wenn es darum geht, Eltern mit niedrigem Einkommen von den Gebühren zu befreien. Da verwundert es nicht, dass die Themen Wohnraumnot und Kita-Gebühren zentrale Punkte des 100-Tage-Programms des neugewählten Freiburger Oberbürgermeisters Martin Horn waren.

Kleine Kinder, kleine Beträge – große Kinder, große Beträge

Mit Windeln und Kita-Gebühren fängt es an, später gilt es Klassenfahrten, Smartphone, Kleidung und Führerschein zu finanzieren. Während ein Einzelkind unter sechs Jahren jährlich etwa 7.000 Euro kostet, steigen die Kosten zwischen sechs und zwölf Jahren auf mehr als 8.000 Euro pro Jahr. Die Teenager-Zeit ist nicht nur besonders nervenaufreibend, sondern auch teuer: Für ein Kind zwischen zwölf und 18 Jahren geben Eltern im Durchschnitt jährlich fast 9.500 Euro aus. Und mit der Volljährigkeit stehen die wenigsten Kinder komplett auf eigenen Beinen: Im Wintersemester 2017/2018 studierten so viele Menschen wie noch nie zuvor an deutschen Hochschulen. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes waren es rund 2,8 Millionen Studentinnen und Studenten – 1,5 Prozent mehr als im Wintersemester zuvor. Selbst wenn die Eltern nur einen Teil der Lebenshaltungskosten während des Studiums übernehmen: Auch das geht nochmal ganz schön ins Geld!