US-Notenbank und Europäische Zentralbank haben auf die positiven konjunkturellen Entwicklungen diesseits und jenseits des Atlantiks reagiert und ändern jetzt nach und nach ihre Geldpolitik. Damit scheinen sie das Ende der Niedrigzinsphase einzuläuten. Für Sparer, Anleger und Immobilienbesitzer ist die Trendwende sowohl mit Chancen als auch mit Risiken verbunden.
Ende der Niedrigzinsphase: Das sollten Bankkunden wissen
Die Anzeichen mehren sich, dass die seit fast einem Jahrzehnt währende Niedrigzinsphase langsam aber sicher zu Ende geht. Eine Entwicklung, die nicht nur Banken, Unternehmen und Staaten im Blick behalten sollten, sondern auch Bankkunden. Denn eine Zinswende wird die Entscheidungsgrundlage in vielen Finanzfragen grundlegend verändern und bleibt sowohl für Sparer und Anleger als auch für Häuslebauer bzw. Immobilienkäufer nicht ohne Folgen. Im Guten wie im Schlechten. Daher geben wir in diesem Beitrag einige Tipps, worauf diese achten sollten, falls die Zinsen mittel- bis langfristig wieder steigen.
Zuvor gehen wir jedoch kurz der Frage nach, ob und inwiefern tatsächlich das Ende der lockeren Geldpolitik naht. Klar ist, dass jede Niedrigzinsphase irgendwann vorbei ist. Aber woran lässt sich das im Einzelnen festmachen?
Aktuelle Tendenzen deuten auf Trendwende in der Geldpolitik hin
Die derzeitige Niedrigzinsphase resultiert aus der weltweiten Banken- und Finanzkrise ab 2007. Als Reaktion darauf hatten die großen Zentralbanken – darunter die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Notenbank FED – seinerzeit die Leitzinsen gesenkt, um die Weltwirtschaft vor dem Absturz zu bewahren. Durch die gute konjunkturelle Entwicklung in Nordamerika und Europa hat sich die Situation in jüngster Vergangenheit jedoch merklich entspannt.
Daher hat die FED im Juni 2018 mit der siebten Leitzinsanhebung binnen drei Jahren die Zinswende vorangetrieben – wenn auch weiterhin nur in kleinen Schritten. Ziel ist es, die Konjunktur via „minimalinvasiver Eingriffe“ auf Kurs zu halten. So ist der US-Leitzins mittlerweile zwar auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent gestiegen, bewegt sich aber immer noch auf niedrigem Niveau. Höher lag er letztmals im Herbst 2008, als die Banken- und Finanzkrise ihre volle Wucht entfaltete.

Und auch die EZB hat reagiert. Bis Ende des Jahres wolle man die Käufe von Staatsanleihen einstellen, hieß es im Frühsommer in Frankfurt am Main. Hiermit war fortwährend frisches Geld in die teils schwächelnde europäische Wirtschaft gepumpt worden. Dieser Handlungsdruck ist nicht mehr gegeben, so dass der Stopp der Anleihekäufe künftig die Zinsentwicklung beeinflussen könnte. Allerdings, so betonte EZB-Präsident Mario Draghi in diesem Zusammenhang, soll der Leitzins bis mindestens Mitte 2019 bei null Prozent verbleiben. Da dies ein vergleichsweise gewichtiger Einflussfaktor ist, ist ein sprunghaftes Ansteigen der Zinsen bzw. ein abruptes Ende der Niedrigzinsphase eher nicht zu erwarten. Eine Einschätzung, die auch Marcel Thimm, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Freiburg, und Uwe Barth, Vorstandssprecher der Volksbank Freiburg, teilen.
Dennoch bleibt es dabei: Die Zinswende ist längst schon im Gange. Doch was bedeutet das konkret für Bankkunden?
Zinswende in Sicht: Vor allem für deutsche Sparer eine gute Nachricht
Zu den Gewinnern der Zinswende dürften zweifellos die Sparer gehören – und mithin ihre auf diesem Wege geplante Altersvorsorge. Die niedrigen Zinsen machten sie zuvor noch zu Verlierern. So lagen laut dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung im vergangenen Jahr hierzulande etwa 974 Milliarden Euro auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern, was in Zeiten von Niedrigzinsphase und steigenden Preisen für Güter und Dienstleistungen für viele ein Verlustgeschäft darstellte. In Zahlen ausgedrückt: Nach Berechnungen und Schätzungen der genossenschaftlichen DZ Bank hat die Nullzinspolitik der EZB die deutschen Sparer zwischen 2010 und 2017 in Summe rund 436 Milliarden Euro „gekostet“. (FAZ)
Die steigenden Zinsen sollten also mittel- bis langfristig wieder für bessere Renditen auf Seiten der Sparer sorgen. Das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ (ARD Plusminus) hat dies in der Ausgabe vom 27. Oktober 2017 wie folgt vorgerechnet: „Steigen die Zinsen um einen Prozentpunkt, sind das statistisch 121 Euro mehr für jeden Deutschen im Jahr.“
Abzuwarten bleibt hingegen, wie sich die Zinswende auf den Aktienmarkt auswirkt. Hat die Niedrigzinsphase dort bislang alles in allem für gute Renditen gesorgt, nimmt für Anleger ob der höheren Finanzierungskosten das Risiko zu, dass sich die Unternehmensgewinne rückläufig entwickeln und die Aktienkurse fallen. Auch weil hier sehr viele andere Faktoren zum Tragen kommen, ist es für eine Prognose noch zu früh. Zum jetzigen Zeitpunkt ist jedenfalls kein Zinsschock in Sicht.
So schützen sich Häuslebauer und Immobilienkäufer vor hohen Zinsen
Problematisch könnte ein Ende der Niedrigzinsphase insbesondere für Häuslebauer und Immobilienkäufer werden. Denn mit den steigenden Zinsen verteuert sich auch die Baufinanzierung, da es so günstige Kredite wie zuletzt in näherer Zukunft wohl nicht mehr geben wird. Damit könnten bei noch laufendem Baudarlehen auch Hausverkäufer in spe zu den Verlierern der Entwicklung gehören. Immerhin ist nicht auszuschließen, dass das Ganze negativ auf den Immobilienmarkt abstrahlt und die Preise dort nicht mehr so rasant anziehen wie in jüngster Vergangenheit. Während diese Entwicklung für Käufer gut ist, geraten Verkäufer ins Hintertreffen, falls sie zuvor auf eine dynamische Preissteigerung ihres Eigentums spekuliert haben. Und selbst wenn die Immobilienpreise auf hohem Niveau stagnieren, kann eine durch den Zinsanstieg höhere monatliche Tilgungsrate ihre Pläne durchkreuzen. Letzteres betrifft dann Immobilienkäufer und -wiederverkäufer gleichermaßen: Hier wie dort geht die Rechnung nicht wie erhofft auf.
Grundsätzlich können aktuelle und kommende Immobilienbesitzer jedoch auf dreierlei Weise wirksame Vorkehrungen gegen steigende Zinsen treffen:
1. DAS FORWARD-DARLEHEN
Kunde und Bank vereinbaren hierbei vor Ablauf der Zinsbindung eine Anschlussfinanzierung zu einem dauerhaft festgeschriebenen Zinssatz. Dieser fällt umso vorteilhafter aus, wird der Vertrag in Zeiten niedriger Zinsen abgeschlossen. Der Kunde sichert sich somit auf lange Sicht günstige Konditionen und profitiert genau dann (aber auch nur dann) davon, wenn das allgemeine Zinsniveau in der Folgezeit steigt. Doch eben dies deutet sich ja gerade an. Allerdings verlangen Banken für diese Sicherheit einen Zinsaufschlag. Ein Forward-Darlehen kann bis 66 Monate im Voraus vertraglich fixiert werden.
2. DER BAUSPARVERTRAG
Hat man die Absicht, später einmal ein Haus zu bauen bzw. eine Immobilie zu erwerben, bietet sich seit jeher ein Bausparvertrag an. Indem sich der Bausparer durch seine regelmäßigen Beitragszahlungen einen Anspruch auf einen Kredit zu festen Konditionen sichert, ist er vor zukünftigen Veränderungen in der Zinslandschaft geschützt. Wie jetzt angesichts des nahenden Endes der Niedrigzinsphase. Da beim Bausparen Fragen zur Höhe der Bausparsumme, zur staatlichen Förderung sowie zum Auszahlungszeitpunkt essenziell sind, sollte man sich vorab unbedingt seriös beraten lassen.
3. DIE TILGUNGSRATE
Bei gegebener Liquidität sollten Darlehensnehmer – wenn möglich – ihre Tilgungsrate erhöhen, um das zurzeit günstige Zinsniveau zu nutzen. Darüber hinaus sind vorab vereinbarte Sondertilgungsrechte eine große Hilfe, da sich die Darlehenssumme dadurch schneller reduzieren lässt. Auch gilt es zu beachten, dass nach Ende der Zinsbindung die Karten noch einmal neu gemischt werden. Konkret heißt das: Wenn sich bis dahin die Trendwende in der europäischen Geldpolitik in vollem Umfang vollzogen hat, so fallen für die Anschlussfinanzierung höhere Zinsen an. Dann wird das Darlehen insgesamt teurer.
Sie möchten mehr über das nahende Ende der Niedrigzinsphase erfahren und etwaige negative Folgen für Ihre Finanzen abwenden? Im persönlichen Gespräch helfen Ihnen die Berater der Volksbank Freiburg gerne weiter!