Wie finanziere ich mein Studium? Alle Möglichkeiten im Überblick

Studieren ist eine Investition in die Zukunft. Damit ist auch klar: Bevor es sich bezahlt macht, kostet es erstmal. Wir zeigen, welche Wege es gibt, um als Student finanziell gut über die Runden zu kommen.

819 Euro pro Monat. So viel Geld geben Studenten in Deutschland durchschnittlich für ihren Lebensunterhalt aus. Dabei schlagen vor allem die Miete (323 Euro) und die Ausgaben für Essen (168 Euro) zu Buche. Die Zahlen stammen aus der aktuellen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks und beziehen sich auf das Sommersemester 2016. Versicherungen, der Semesterbeitrag für die Universität und größere Anschaffungen wie ein neuer Computer sind hier noch nicht einberechnet – tatsächlich liegen die Kosten also noch etwas höher.

Des Weiteren gibt es spürbare regionale Unterschiede: eine Wohnung oder ein WG-Zimmer in München kosten viel mehr als in Leipzig, ebenso sind die Preise für Lebensmittel und das Bier mit Freunden höher. Das Deutsche Studentenwerk hat auch erhoben, wie viel Geld den Studenten wirklich zur Verfügung steht: Das sind durchschnittlich 918 Euro (Stand 2018) pro Monat. Der Großteil des Geldes stammt von den Eltern, weitere wichtige Einnahmequellen sind Nebenjobs und die Unterstützung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Und das ist ein ganz wichtiger Punkt: Studenten sollten sich möglichst nicht auf eine Finanzierungsquelle verlassen, sondern verschiedene miteinander kombinieren.

Was ist die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes?

Bereits seit 1951 liefert die Sozialerhebung (DSW) ungefähr im Dreijahrestakt wichtige Informationen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland. Um eine Vergleichbarkeit der Daten sicherzustellen, beziehen sich die Ergebnisse zur Studienfinanzierung und wirtschaftlichen Situation nur auf den sogenannten Fokus-Typ. Das sind Studierende, die nicht verheiratet sind, alleine wirtschaften, noch keinen ersten Hochschulabschluss erlangt haben (außer Bachelor-Abschluss bei Master-Studierenden) und in einem Vollzeit-Präsenz-Studium eingeschrieben sind.

Finanzhilfe durch die Eltern

Die meisten Eltern unterstützen ihre Kinder finanziell während des Studiums. Durchschnittlich zahlen sie 541 Euro pro Monat. Diese Kosten lassen sich teilweise von der Steuer absetzen und bis zum vollendeten 25. Lebensjahr zahlt der Staat außerdem weiterhin Kindergeld (mindestens 194 Euro pro Kind und Monat). Tatsächlich sind Eltern gesetzlich dazu verpflichtet, die Ausbildung ihrer Kinder bis zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss zu finanzieren. Dabei können sie nicht vorschreiben, ob es sich um eine Ausbildung oder ein Studium handeln soll. Nach aktueller Rechtsprechung besteht die Unterhaltspflicht sowohl für das Bachelor-, als auch für das Masterstudium.

Eine anerkannte Richtlinie dafür, wie viel Unterhalt während des Studiums angemessen ist, ist die sogenannte Düsseldorfer Tabelle des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Diese empfiehlt, einem Kind, das nicht mehr bei seinen Eltern wohnt, monatlich 735 Euro zu zahlen.

BAföG wird 2019 reformiert

Mehr als 700 Euro pro Monat sind eine ganze Menge Geld. Wenn die Eltern ein geringes Einkommen haben, gibt es daher eine Ausbildungsförderung durch den Staat: Geregelt ist das im Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Der Höchstsatz entspricht momentan der Empfehlung der Düsseldorfer Tabelle: 735 Euro pro Monat. Den bekommen zwar nur wenige Studenten, aber auch ein Teilbetrag kann eine wichtige finanzielle Stütze sein.

Die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes zeigt: Im Sommersemester 2016 erhielten lediglich 18 Prozent der Studierenden eine Förderung nach dem BAföG. Die Bundesregierung plant allerdings eine Reform des BAföG, die bereits zum Wintersemester 2019/20 in Kraft treten soll. Unter anderem steigen die Einkommensfreibeträge, das heißt, mehr Familien werden BAföG-berechtigt sein. Der Höchstsatz wird auf rund 850 Euro monatlich angehoben und insgesamt erhöhen sich die Leistungen für alle Geförderten. Einen guten ersten Überblick, ob und wie viel Anspruch besteht, gibt der BAföG-Rechner. Dort sind bereits die geplanten Änderungen ab Wintersemester 2019/20 berücksichtigt.

Gewissheit bringt der BAföG-Antrag, den man online ausfüllen kann. Wichtig ist es, den Antrag rechtzeitig zu stellen, das heißt, sobald die Immatrikulationsbescheinigung der Universität vorliegt. BAföG wird nämlich nicht rückwirkend gezahlt, sondern erst ab dem Monat, in dem der Antrag beim Amt eingeht. Die Leistungen werden jeweils zur Hälfte als Zuschuss – den man nicht zurückzahlen muss – und zur Hälfte als zinsloses Darlehen gewährt.

Ein Nebenjob lohnt sich auch dann, wenn man BAföG bekommt: Erst bei einem monatlichen Verdienst von mehr als 450 Euro wird der Verdienst auf die Förderung angerechnet.

Stipendien: Bewerben lohnt sich!

Bei einem Stipendium profitiert man nicht nur von einer finanziellen Förderung, sondern auch von einem Netzwerk, das einen mit anderen Stipendiaten und Mentoren zusammenbringt und den Berufseinstieg erleichtern kann. 2016 hatten nur fünf Prozent der Studenten ein Stipendium. Dabei zeigt eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, dass jeder dritter Bewerber erfolgreich ist.

Hier gibt es Stipendien:

Begabtenförderungswerke

Die 13 Begabtenförderungswerke stehen politischen oder religiösen Institutionen nahe: Das Cusanuswerk fördert beispielsweise katholische Studenten und die Friedrich-Ebert-Stiftung steht der SPD nahe. Eine Ausnahme ist die Studienstiftung des deutschen Volkes, die politisch, konfessionell und weltanschaulich neutral ist. Die Stipendien werden meist bis zum Studienende gewährt.

Deutschlandstipendium

Das Deutschlandstipendium der Bundesregierung gibt es seit 2011. Die Stipendiaten bekommen ein Jahr lang monatlich 300 Euro, unabhängig davon, wie viel Geld ihnen bereits zur Verfügung steht. 2017 wurden insgesamt 25.947 Stipendiaten gefördert. Die Bewerbung läuft über die Hochschule, an der man studiert.

Private Stiftungen

Es gibt unzählige kleine private Stiftungen, die Stipendien vergeben. Die Suche danach ist etwas mühevoll, lohnt sich aber: Da die Stipendien nicht so bekannt sind, gibt es nur wenige Bewerber und damit gute Chancen, erfolgreich zu sein. Der Stipendienlotse hilft dabei, einen Überblick zu bekommen.

Sowohl bei den Begabtenförderungswerken als auch bei den privaten Stiftungen sollte man sich die raussuchen, mit deren Werten und Ansichten man sich identifizieren kann. Das erleichtert die Bewerbung und erhöht die Erfolgsaussichten. Stipendien sind durchaus nicht nur was für akademische Überflieger: gefördert werden auch spezielle Zielgruppen (zum Beispiel, wer als erster in seiner Familie studiert oder während des Studiums ein Kind bekommt) und ehrenamtliches Engagement, ob bei der Feuerwehr oder in einer Kirchgemeinde.

Nebenjob – ohne geht’s fast nicht

Die Erhebung des Deutschen Studentenwerkes zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Studenten während der Vorlesungszeit einen Nebenjob haben. Ungefähr die Hälfte von ihnen ist auf das Geld angewiesen, um finanziell über die Runden zu kommen. Andere Gründe spielen aber auch eine Rolle: Die Studenten möchten sich etwas mehr leisten können, unabhängiger von den Eltern sein und praktische Erfahrungen sammeln.

  • Geringfügig entlohnte Beschäftigung (auch Minijob oder 450-Euro-Job genannt): Studenten können zum Beispiel an der Supermarktkasse oder als Kellner arbeiten.
  • Werkstudent: Viele Unternehmen in ganz unterschiedlichen Branchen – von BMW bis zur Werbeagentur – bieten Werkstudentenjobs an. Sie sind eine gute Möglichkeit, Geld zu verdienen und gleichzeitig Unternehmen kennenzulernen, in denen man nach dem Abschluss arbeiten könnte.
  • Semesterferien-Job oder eine andere kurzfristige Beschäftigung: In der vorlesungsfreien Zeit kann man zum Beispiel bei Kinderfreizeiten oder im Schwimmbad arbeiten und so sein Konto aufbessern.
  • Selbstständig: Wer einen Gewerbeschein beim Finanzamt beantragt, kann für verschiedene Arbeitgeber tätig sein. Es gibt keinen Arbeitsvertrag mit festen Wochenarbeitszeiten, sondern je nach Aufwand stellt man den Unternehmen eine Rechnung aus.
  • Wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte (Hiwis): Literaturrecherche für den Professor, Bücherausleihe in der Bibliothek und viele andere unterstützende Tätigkeiten werden an Universitäten oft von sogenannten Hiwis übernommen. Die Arbeitsverträge werden meist pro Semester abgeschlossen.

Studienkredit beantragen
Bevor Studenten einen Kredit aufnehmen, sollten sie eine individuelle Finanzkalkulation machen: Über welche monatlichen Einnahmen verfüge ich? Und welche Ausgaben stehen dem gegenüber? Wer sich fragt, wo am Ende des Monats eigentlich das ganze Geld geblieben ist, dem kann ein digitales Haushaltsbuch helfen. Auf dieser Grundlage lässt sich dann entscheiden: Kann ich die Finanzierungslücke durch Einsparungen oder die bereits genannten Geldquellen schließen – oder brauche ich wirklich einen Kredit? Möglich ist es auch, einen Kredit nur für die Abschlussphase des Studiums zu nutzen, wenn man sich nicht durch einen Nebenjob ablenken lassen will.

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) erstellt jährlich den CHE-Studienkredit-Test, der einen guten Überblick über die verschiedenen Angebote gibt. 2016 nutzen fünf Prozent der Studenten den Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Damit ist er der am häufigsten verwendete Studienkredit in Deutschland. Er wird unabhängig vom eigenen Einkommen oder dem der Eltern gewährt, auch eine Kombination mit dem BAföG ist möglich. Studenten können monatlich zwischen 100 und 650 Euro erhalten, der Auszahlungsbetrag kann pro Semester neu festgelegt werden. Innerhalb von maximal 25 Jahren (bzw. bis zum 67. Lebensjahr) muss der Betrag inklusive Zinsen zurückgezahlt werden.

Wer sich über den KfW-Studienkredit und die richtige Höhe der Finanzierung informieren möchte, kann sich bei der Volksbank Freiburg beraten lassen.