Serie Familie und Beruf: Plötzlich alleinerziehend

Hier kommt meine ganz persönliche Geschichte zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Von der Vollzeit-Berufstätigen über die Vollzeit-Mutter wurde ich zur alleinerziehenden Berufstätigen mit Teilzeit-Job – ich habe also einige Erfahrungen zu diesem Thema vorzuweisen …

Ausgangspunkt war meine für die 90er Jahre sehr klassische häusliche Situation der sogenannten DINKs (Double Income, No Kids): Beide Partner finanziell relativ unabhängig, jeder bastelt an der beruflichen Karriere, man spart vielleicht auf eine Immobilie, aber ansonsten führten wir ein recht ruhiges, entspanntes Leben. Doch irgendwann beginnt die biologische Uhr zu ticken und – schwupps – standen wir vor der Entscheidung einer Familiengründung und mussten uns die Frage stellen, wie das am besten zu organisieren ist: Wer bleibt dann erst mal zu Hause?

Rein aus den biologischer Gegebenheiten sind das in der Regel die Frauen und rein aus wirtschaftlichen Gründen diejenigen, die ein geringeres Einkommen haben – also auch da meistens die Frauen. In meinem Fall traf beides zu. Bitte nicht falsch verstehen: Ich wollte Kinder mit aller Konsequenz, auch wenn man vor dem ersten Kind noch nicht so richtig erfassen kann, was das bedeutet. Und wenn schon Kind, dann wollte ich es auch groß werden sehen und so lange wie möglich bei und mit ihm sein.

Auf der anderen Seite behagte es mir überhaupt nicht, meinen Job – wenn vielleicht auch nur für eine kurze Zeit – aufzugeben. Zum einen, weil er mir Spaß machte, zum anderen aber auch, weil mir klar war, dass es sehr wahrscheinlich auf diesen spezifischen Arbeitsplatz keine Rückkehr geben würde. Teilzeitstellen waren in diesem Bereich damals einfach nicht möglich oder üblich, und generell auch sehr rar gesät in unserem Unternehmen.

Auch der strukturelle Werdegang unseres Hauses zu jener Zeit tat sein Übriges, um eine schnelle Rückkehr an den gleichen oder einen ähnlichen Arbeitsplatz zu erschweren: Es stand eine Fusion an und somit wurden freiwerdende Stellen dankbar und übergangslos von adäquaten Nachfolgern besetzt.

Ein weiterer Faktor war, dass ich Pendlerin war und es in meinem damaligen Wohnort außer vereinzelten Tagesmüttern keine Einrichtungen gab, bei denen ich ein Kleinkind und schon gar kein Baby hätte unterbringen können. Meine Familie war zu weit weg, um eine regelmäßige Betreuung garantieren zu können und so etwas wollte ich ja auch nicht. Ich wollte ja selber Mutter sein. Also blieb ich zuhause und begab mich in finanzielle Abhängigkeit – zumindest übergangsweise.

Tja, und dann kam der GAU einer Trennung und ich musste schleunigst schauen, dass ich wieder einen Job bekomme. Und zwar einen, bei dem ich mich und mein Kind einigermaßen selbst versorgen kann. Und möglichst so, dass ich den größten Teil meiner Zeit zusammen mit meinem Kind verbringen kann, ohne irgendwann vor lauter Organisation der Kinder-Betreuung und ihrer Finanzierung vor die Hunde zu gehen.

Ich habe Glück gehabt, weil ich erstens wieder sehr viel näher an meine alte Arbeitsstelle heranziehen und zu bezahlbaren Bedingungen wohnen konnte. Mein Familienclan war dort auch deutlich schneller für Notfälle erreichbar. Außerdem entstand beinahe übergangslos nach meiner offiziellen Elternzeit eine Teilzeitstelle in unserem Unternehmen, in die ich mich mit meinen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten einbringen konnte.

Ein weiterer Glücksfaktor war, dass in meinem jetzigen Wohnort bereits Einrichtungen für Kinder im Vorkindergartenalter existierten oder gerade ins Leben gerufen wurden. So konnte mein Kind die anstehende Kindergartenzeit an einzelnen Tagen schon etwas üben und seine ersten Freunde kennenlernen. Diese Freundschaften bestehen übrigens noch heute zum Teil. Ich konnte also behutsam ein Netzwerk aufbauen und auf ein schon bestehendes besser zurückgreifen. Sonst wäre vieles nicht so einfach machbar gewesen.

Durch diese günstigen Bedingungen kam ich weitgehend ohne staatliche Unterstützung zu Rande und konnte schon früh selbst wieder in die Sozialkassen einzahlen. Denn irgendwo her muss ja auch das Geld kommen, um denjenigen zu helfen, die weniger Glück und familiären Rückhalt haben. Ohne Unterstützung ist es sehr, sehr schwer, in den Anfangsjahren mit Babys oder Kleinkindern den beruflichen Alltag zu regeln.

Dieser Spagat ist zu Anfang des Familienlebens wirklich fast nur in Teilzeit ausführbar. Klar, große Sprünge kann ich nicht unbedingt machen, aber die Grundversorgung steht und das eine oder andere kann ich mir auch leisten.

Teilzeitjobs sind auf jeden Fall ein wesentlicher Faktor, um den Spagat zwischen Familie und Beruf stemmen zu können. Konkrete soziale Netzwerke und Betreuungseinrichtungen für die Kinder der zweite, genauso wichtige Punkt. Und wenn man keinen Partner hat, mit dem man den Alltag und dessen Organisation teilen kann, ist die Logistik ein weiterer entscheidender Faktor. Räumliche Nähe zwischen Arbeit und Zuhause und geschickte Wegverbindungen sind wichtig und ich bin dankbar, dass ich das alles mehr oder weniger hatte.

Jetzt ist mein Kind alt genug, dass es auch mal abends oder nachmittags mehrere Stunden allein für sich sorgen kann, wenn bei mir Termine anstehen. Damit taucht für mich die Frage auf, inwieweit es möglich ist, meinen Teilzeitjob schrittweise wieder sinnvoll aufzustocken, um hinsichtlich der Altersvorsorge und beim laufenden Broterwerb besser punkten zu können. Möglichst flexible Arbeitszeitmodelle sind hier ein entscheidender Vorteil.  Bei mir gab es vor etwa einem Jahr die Gelegenheit einer kleinen Aufstockung, die ich natürlich wahrgenommen habe. Seit einiger Zeit habe ich auch noch einen kleinen Nebenjob, den ich gut in die Abläufe meines Hauptjobs einbinden kann, um die Haushaltskasse etwas aufzubessern.

Im Großen und Ganzen lässt sich in meinem Fall sagen, dass es nicht immer einfach war und jetzt auch noch immer mal wieder schwieriger ist, vor allem auf der emotionalen Ebene. Aber so vieles hat sich positiv gefügt, dass ich mit meiner Situation durchaus zufrieden sein kann.

 

Susanne Mentz

ist gebürtige Freiburgerin und hat ihre berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung bei der Volksbank Freiburg begonnen. Nach Studium und Elternzeit kehrte sie 2006 hierher zurück und arbeitet seither im Gebäudemanagement. Den nötigen Ausgleich findet sie beim Lesen, Wandern und Skifahren.