Bankuniform oder freier Dresscode?

In einem Knigge-Vortrag für die Mitarbeiter der Volksbank Freiburg wurden wir darauf hingewiesen, dass ein „korrektes und gepflegtes Erscheinungsbild wesentlich zum Erfolg der eigenen Persönlichkeit und somit auch der ganzen Volksbank“ beiträgt. Das ist im Großen und Ganzen natürlich allen klar. Schließlich wird von Bankern erwartet, dass sie ihrem Berufsstand entsprechend in adäquater Kleidung auftreten und ihre Arbeit tun.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf stehe ich jeden Morgen vor meinem Kleiderschrank, schaue noch mal aus dem Fenster und dann ist es wieder da – das „Anziehproblem“:
Der Kalender sieht keine wichtigen Meetings vor, es ist nass draußen, wo nach ist mir also heute? Eher bequem und fahrradtauglich? Nicht schwarz, nicht dunkelblau, kein Rock, die Lieblingshose ist in der Wäsche…. In diesem verflixten Schrank ist einfach nichts Passendes zu finden! Würde eine vorgeschriebene Einheitskleidung, also eine Geschäftsuniform dieses regelmäßig auftretende Problem lösen?
Anfang der 2000er Jahre startete unsere Bank einen zaghaften Versuch, die Corporate Identity auch über die Kleidung ihrer Angestellten zu vermitteln: Seither gibt es weiße Hemden und Blusen mit eingesticktem Volksbank-Logo am Kragen, orangefarbene Krawatten und Halstücher mit Volksbank-Logo zu günstigen Preisen zu bestellen, beziehungsweise zum Berufsantritt geschenkt.
Bei vielen Mitarbeitern kommt das gut an und diese Kleidungsstücke wurden und werden bis heute fleißig bestellt und angezogen.

Die Nachteile wären die äußerliche Gleichschaltung, Fehlen der äußerlichen Individualität und höhere Kosten, weil jeder neben seiner offiziellen Berufskleidung, von der er oder sie mehrere Ausführungen benötigen würde, auch noch die Freizeit- beziehungsweise Alltagskleidung im Schrank unterbringen müsste. Und nicht jeder fühlt sich in einer Uniform wohl. Diese Einheitskleidung die meiste Zeit des Tages zu tragen, würde sicher für manchen eine Belastung darstellen.

An den allgemeinen Banker-Dresscode halten sich allerdings so ziemlich alle. Auch deshalb, weil – natürlich innerhalb eines gewissen Rahmens – jeder trotzdem seine Vorlieben und Neigungen in puncto Kleidung umsetzten und dabei durchaus auch Rücksicht auf den eigenen Geldbeutel nehmen kann.

Grob lassen sich zwei Gruppen von Kleidertypen in unserem Haus unterscheiden: Die Anhänger der klassischen Bürokleidung – „business attire“ – tragen Anzug oder Kostüm in dunkler Farbe, weißes Hemd oder Bluse und Krawatte und geschlossene dunkle Schuhe beziehungsweise Pumps.

Die zweite Gruppe, die „Casual-Business“ Anhänger lassen sich zusätzlich in “Smart Casual“ und „Creative Casual“ unterteilen. Erstere tragen einen Tagesanzug mit Hemd in dezenten Farben und geschlossene Schuhe, Krawatten sind fakultativ. Die Damen kombinieren ihr Kostüm oder Hosenanzug anstelle der Bluse mit einem anderen Oberteil.

Bei den „Creative Casual“-Trägern bevorzugen die Herren T-Shirt oder Poloshirt und Sakko oder ein langärmeliges Hemd, dazu Jeans und geschlossene Lederschuhe oder Sneakers. Die Damen tragen ein schickes Top und dazu einen Rock oder eine lange Hose sowie hohe Schuhe. Hier sind dann auch leuchtende Farben und buntere Muster anzutreffen und hier und da findet sogar ein heimlicher Wettbewerb statt, wer gerade die tollsten Teile präsentieren kann.

In die Gruppe „business attire“ fallen hauptsächlich die Berater, die Vorstände und die Abteilungs- oder Gruppenleiter. Gefühlte sechzig bis siebzig Prozent unserer männlichen Kollegen präsentieren dieses Outfit mit mehr oder weniger großen Abweichungen. Natürlich gibt es diesen Kleidertyp auch unter Frauen, die in ähnlichen Positionen oder Bereichen arbeiten, allerdings ist hier der Anteil gemessen an der Gesamtbelegschaft deutlich geringer.

Die Lösung für mein „Anziehproblem“ liegt also wohl doch nicht in der Einführung einer Arbeitsuniform. Ich muss mich zu Hause einfach besser organisieren und schon im Voraus für den nächsten Tag gut untereinander kombinierbare Stücke herauslegen, die ich dann kurzfristig je nach Wetter noch entsprechend austauschen kann.

 

Susanne Mentz

ist gebürtige Freiburgerin und hat ihre berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung bei der Volksbank Freiburg begonnen. Nach Studium und Elternzeit kehrte sie 2006 hierher zurück und arbeitet seither im Gebäudemanagement. Den nötigen Ausgleich findet sie beim Lesen, Wandern und Skifahren.