Unter einem Bankangestellten stellt man sich erst einmal einen Servicemitarbeiter in der Schalterhalle oder einen klassischen Berater vor, der Kunden in Finanzdingen berät, Geldanlagen vermittelt und Kredite vergibt. Dass hinter den Kulissen strategisch geplant, gesteuert und kontrolliert werden muss, davon haben sicher die Wenigsten eine Vorstellung.
Berufe in der Bank: Risiko-Controlling und Gesamtbanksteuerung
Wir haben deshalb Adrian Kaletta befragt, der sich bei der Volksbank Freiburg als „Referent für Risikocontrolling und Gesamtbanksteuerung“ genau mit diesen Themen beschäftigt.
„Referent für Risikocontrolling und Gesamtbanksteuerung“ – das sagt dem Laien erst mal wenig. Was machen Sie eigentlich?
Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen soll: Ich messe und analysiere Risiken und bereite die gewonnenen Informationen dann so auf, dass die Entscheidungsträger in der Bank auf dieser Basis planen können. Das sind vor allem der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Bereichsleiter.
„Risiken messen“ – Was kann man sich darunter vorstellen und wie geht das überhaupt?
Ein Beispiel ist die so genannte Fristentransformation: Die Bank vergibt Kredite meist langfristig, die meisten Kundengelder sind aber eher kurzfristig angelegt. Aus dieser Situation ergibt sich ein Risiko für die Bank, nämlich dass sie zu viel Geld langfristig verleiht, das andere Kunden kurzfristig wieder abrufen wollen. Dieses Risiko müssen wir berechnen.
Und was passiert dann mit diesen errechneten Risiken?

Daraus ergeben sich Vorgaben für die Kreditvergabe bzw. Impulse für Sicherungsgeschäfte am Kapitalmarkt. Wir geben auch Impulse, ob ein Limit oder ein Risiko erhöht werden kann, also mehr Geld für dieses Risiko zur Verfügung gestellt wird oder ob vielleicht ein Limit nicht ausgelastet ist. Limit bedeutet, dass die Bank eine bestimmte Summe an ökonomischem Eigenkapital für ein bestimmtes Risiko zur Verfügung stellt. Es gibt nicht nur ein Risiko, sondern ganz verschiedene Risiken und jedes hat sein eigenes Limit.
Wir prüfen auch die Risikotragfähigkeit der Bank, die ergibt sich, wenn man alle Risiken dem Eigenkapital der Bank gegenüberstellt. Und wir machen regelmäßige Reportings an den Vorstand und den Aufsichtsrat und erstellen einen Gesamtrisikobericht.
Ist das alles nicht sehr zahlenlastig?
Ja, mit Zahlen habe ich schon sehr viel zu tun, aber mir macht es gerade Spaß, diese Zahlen zu analysieren und dabei in die Tiefe zu gehen. Außerdem ist das Ganze ja kein Selbstzweck, sondern wenn wir gute Arbeit leisten, können auch gute Entscheidungen für die Bank getroffen werden.
Es wird eigentlich nie langweilig, weil es neben den Routineaufgaben auch immer wieder neue Projekte oder kurzfristige Aufgaben gibt, wie beispielsweise einen Stresstest durchzuführen. Dabei wird simuliert, wie sich beispielsweise ein starker wirtschaftlicher Abschwung auf die Ertragslage der Bank auswirken würden und wie widerstandsfähig die Bank in solchen Fällen ist.
Daneben spielen auch rechtliche Aspekte eine ziemlich große Rolle, denn wir müssen natürlich immer die verschiedensten Vorgaben, Empfehlungen und Richtlinien der Aufsichtsbehörden im Auge behalten.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?
Mir macht es zum Beispiel Spaß, unsere Berichte so zu optimieren, dass auf ihrer Basis auch gut Entscheidungen getroffen werden können. Es nützt ja nichts, wenn die Entscheider einfach einen großen Haufen Zahlen bekommen – die Zahlen müssen so aufbereitet werden, dass Sie aussagekräftig sind. In Zeiten der Digitalisierung sollte dies immer mehr automatisiert passieren – auch hier arbeiten wir momentan mit Hochdruck daran.
Außerdem finde ich meine Arbeit interessant, weil ich Einblicke in sehr viele Bereiche der Bank bekomme und auch viel Kontakt mit Kollegen aus anderen Abteilungen habe. So bekomme ich einen sehr guten Gesamtüberblick über die Funktionsweise der Bank - welche Auswirkungen hat es, wenn hier oder dort an einer Stellschraube gedreht wird – das finde ich sehr spannend.
Die Arbeit hier in einer Regionalbank bietet eine größere Vielfalt als es in einer Großbank der Fall wäre. Hier wird eigenverantwortliches Arbeiten und Verantwortung für den Erfolg der Bank zu übernehmen gefordert und gefördert – das gefällt mir.
Und wie wird man Risikomanager?
Viele machen erst mal eine Bankausbildung oder ein Duales Studium und bilden sich anschließend im Bereich Controlling weiter. Mein Weg war da eher ungewöhnlich: Ich habe zuerst Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt studiert und dann den Master in Finance an der European Business Universität in Oestrich-Winkel gemacht. Bei einem Praktikum in Frankfurt habe ich zum ersten Mal mit dem Risikomanagement zu tun gehabt – das hat mir so gut gefallen, dass ich mich im Master auf dieses Gebiet spezialisiert habe. Anschließend kam ich direkt zur Volksbank Freiburg – zuerst als TeamUp Trainee. Das ist hier ein tolles Programm, in dem man viele Stationen in der Bank durchläuft und zusätzlich Hospitanzen bei Partnern wie der DZ Bank oder der Union Investment macht. Im Sommer 2018 wurde ich dann in meine jetzige Stelle übernommen.
Sie arbeiten im Team – machen Ihre Kollegen dasselbe wie sie?
Nein, nicht ganz. Zwar hat bei uns jeder einen Überblick über das gesamte Thema, aber es kann nicht jeder alles wissen. Deshalb gibt es Spezialgebiete wie das Kostencontrolling, die Budgetierung, Regulatorik oder Datenerfassung, um nur einige Bereiche zu nennen.
Insgesamt sind wir zu acht sowie ein Trainee – wir sind ein sehr vielfältiges Team, mit ganz unterschiedlichem Hintergrund und verschiedenen Ausbildungen. Ich glaube, gerade deshalb ergänzen wir uns sehr gut.