Kaum ein Berufsfeld bleibt von der Digitalisierung verschont, gerade die Arbeit bei einer Bank wird aktuell sehr davon geprägt. Dass die Digitalisierung jedoch nicht erst vor wenigen Jahren angefangen hat und wie sich die Arbeitswelt dadurch verändert hat, erzählt Johannes Koch, Vermögensberater aus der Filiale Haslach, der seit über 40 Jahren bei der Volksbank Freiburg arbeitet. Befragt hat ihn Alexandra Schäfholz.
40 Jahre erlebte Bankgeschichte

Wie lange sind Sie schon bei der Bank und warum haben Sie sich für den Bankberuf entschieden?
Johannes Koch: Mein erster Arbeitstag war der 1. August 1976 bei der Volksbank Freiburg mit meiner Lehre als Bankkaufmann. Vorher habe ich das Walter Eucken Gymnasium besucht. Da Mathematik und Betriebswirtschaft meine besten Fächer waren, lag es nahe mich bei einer Bank zu bewerben.
Ich hatte damals keine Ahnung, was es bedeutet Bankkaufmann zu sein, das lernte ich erst in meiner Ausbildung und in den Jahren danach bis heute; in über 42 Jahren ändert sich jeder Beruf jedoch elementar.
Worin unterscheidet sich die Arbeit von früher zu heute?
Johannes Koch: Zunächst: Wir arbeiteten damals ausschließlich analog (das wussten wir damals allerdings noch nicht). Es gab das Telefon, die Schreibmaschine, eine Rechenmaschine, einen Block Papier, einen Kuli und ganz wichtig: unser Gehirn. Das reichte damals vollkommen aus.
Zweitens waren wir damals, wenn überhaupt, nur Produktverkäufer. Diese Entwicklung bis heute ist für mich mindestens so spannend gewesen wie der Weg zu immer mehr Digitalisierung. Der Weg zum heutigen Berater möchte ich kurz skizzieren. Ich benutze dazu zwei Abkürzungen, die könnt ihr dann googeln oder mich fragen. Auch ein Buch das ich erwähne ist zu googeln, sonst wird der Bericht zu lange.
Nach Ausbildungsende wurde man zunächst Kassierer und verkaufte nebenher unsere Sparprodukte, Bausparverträge und ein paar Versicherungen. Mitte der Achtziger Jahren legte man mehr Wert auf Verkauf durch Beratung. Die erste Verkaufsstrategie hieß „AIDA“. Diese hielt nur ein paar Jahre und wurde Ende der Achtziger Jahre durch „KAAPAV“ abgelöst. Diese Beratungsstrategie (ihr merkt, jetzt rede ich von Beratung) wurde intensiv gelernt und geübt, sowie durch Übungsgespräche mit Video aufgenommen und danach besprochen. Ihr könnt euch vorstellen, das war nicht für jeden spaßig, man lernte allerdings sehr viel.
Mitte der Neunzigerjahre bekam ich meinen ersten Laptop mit dem Beratungsprogramm EFA (eigene Finanz Analyse). Da begann für mich die Digitalisierung. Der Laptop hatte 30 MB und lief auf MS DOS. 2004 kam dann der VR Finanzplan, der bis heute zu unserer Finanzanalyse weiterentwickelt wurde. Er wurde durch viele Schulungen bis heute bei uns zur Selbstverständlichkeit.

Gibt es auch etwas, das unverändert geblieben ist? Und welche Eigenschaften sollte ein Bankkaufmann mitbringen?
Ich arbeite mit Menschen, für unsere Kunden und für die Volksbank Freiburg. Hierbei will ich mich wohl fühlen. Wenn ich die Schnittmenge dieser drei Faktoren finde, dann ist das für mich Erfolg.
Als wir damals EFA einführten, sollten wir das Buch „Ich bin o.k. – du bist o.k.“ lesen, das ist für mich heute noch prägend; nicht nur als Berater, sondern auch wie man gut miteinander auskommen kann. Berater sind keine Lehrer, die Frontalunterricht machen, sondern wir sind Partner unserer Kunden und werten sie nicht in Gut oder Böse oder in andere Schubkästen. Wir müssen uns mit der Politik, mit unserer Gesellschaft, der globalen Gesellschaft und Allem, was um uns herum passiert, befassen und informieren. Dies nicht nur durch Internet, sondern auch aus Zeitungen und TV.
Ebenso müssen wir immer bereit für etwas Neues sein, denn die Entwicklung geht rasend weiter. Was bleibt, ist der Kunde „Mensch“ und die Frage „Wie viele bleiben bei uns“. Darum dürfen wir nicht stehen bleiben.
Wohin es geht weiß ich noch nicht und genau und das macht es so spannend. Ich kann Tendenzen erkennen. Diese gehen zu vob@now, gepaart mit einigen Zweigstellen und Kundenservicecenter (KSC).
Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit?
Johannes Koch: Ich arbeite sehr gerne mit meinen Kunden und Kollegen zusammen. Ich gehe immer noch gerne jeden Morgen zur Arbeit (nur das Aufstehen fällt mir etwas schwer, aber das schon seit 42 Jahren).
Ich darf meine Kunden begleiten und das schon seit 40 Jahren. Das bedeutet, meine Kunden ein Stück ihres Lebens begleiten, in die Zukunft begleiten, das spiegelt sich auch im sogenannten Zeitstrahl in unserem Finanzplan.
Ich definiere meine Arbeit nicht durch die Zahlen meiner Abschlüsse, die sind mal gut mal weniger gut, das hätte ich im Vertrieb nicht 40 Jahre durchgehalten. Ich möchte einen Sinn in meiner Arbeit finden. Dieser ist, meine Kunden zu begleiten, zu beraten und Partner meiner Kunden zu sein. Wenn es sein muss, gehe ich auch zur Beerdigung, ich begleite bis zum Schluss. Das gibt mir Sinnhaftigkeit.
Das zweite ist unsere Volksbank, die mir sehr wichtig ist und mir und vielen Kollegen ein Auskommen ermöglicht und eine, ja ich sage es, eine Heimat gibt.
Ich habe versucht, die Entwicklung der Beratung bis heute darzustellen, auf die wir stolz sein können. Sie ist aber nicht zu Ende, sie wird weiter gehen. Uns wird es nicht langweilig werden, darauf freue ich mich in den nächsten fast drei Jahren. Und ihr könnt euch auf noch spannender Jahre freuen in der Tradition der Volksbank Freiburg. Wir bleiben nicht stehen.

Alexandra Schäfholz
hat sich nach ihrem Abitur 2016 und einem Praktikum in der Immobilienabteilung der Volksbank für eine Ausbildung hier im Haus entschieden und unterstützt seitdem die Filiale St. Georgen. In ihrer Freizeit findet man sie hauptsächlich bei entspannteren Dingen – zu einem schönem Essen und einem guten Buch sagt sie beispielsweise nie nein.